Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem

Predigten

Wochenschlussandacht am 14. September 2013

OKR i.R. Klaus Baschang, Karlsruhe


Wochenspruch: Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim. 1, 10)


Liebe Gemeinde,

nach der liturgischen Übung unserer Kirche beginnt die neue Woche – wie schon bei den Juden – am Vorabend des ersten Wochentages, also am Samstag Abend. Darum will ich Ihnen den Wochenspruch für die neue Woche nahe bringen. Er steht im 2. Brief an Timotheus Kapitel 1 Vers 10

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Das ist die Osterbotschaft, obwohl jetzt gerade der Herbst begonnen hat. Was führt denn das Kirchenjahr im Schilde, wenn es uns jetzt im Herbst Ostertöne hören lässt? Sie kennen ja Sinn und Absicht des Kirchenjahres. Das Leben Jesu wird auf den Ablauf des Jahres abgetragen. So können wir Jahr für Jahr mit Jesus durch das Leben Jesu hindurch schreiten. Dazu kommt eine Vorgeschichte, Advent nämlich. Und es gehört eine Folgegeschichte dazu, eine notwendige Folgegeschichte. Nach Pfingsten und der Ausgießung des Heiligen Geistes sind wir dran, wir Christen, Alltag des Glaubens, keine Hochfeste mehr, Nachfolge mit allen Höhen und Tiefen eines normalen Christenlebens...

Und da hinein nun also die Osterbotschaft. Morgen, am Sonntag, wird es dann noch kräftiger: Da stehen die Evangelienerzählungen von der  Auferweckung des Lazarus und von der Auferweckung des Jünglings zu Nain auf dem Plan. Die Evangelien berichten in Erzählungen von der Auferstehung. In den Briefen wird die Quintessenz daraus zusammengefasst. Ostern soll unser Herz bewegen und unseren Verstand berühren. Mitten im Alltag unserer Sorgen und Verpflichtungen, unserer Freuden und Nöte die große Hoffnung über den Alltag hinaus: Hoffnung auf Ewigkeit. Das ist die Pointe.

Jesus Christus hat die Ewigkeit ans Licht gebracht, die Ewigkeit, die hinter der Zeit liegt, die wir erleben. Wir leben in den Grenzen unserer Zeit. Das ist eine messbare Zeit, eine Zeit, die mit unserer Geburt beginnt und mit unserem Tod ein Ende findet. Eine Zeit, die wir mit unseren Uhren messen und in Kalender eintragen können. Aber diese unsere Zeit ist umhüllt von Ewigkeit. Für die moderne Physik und Philosophie ist das keine ungewöhnliche Vorstellung mehr. In deren Denken hat auch Ewigkeit einen Platz. Wir Alltagsmenschen müssen das aber lernen und uns aneignen. Und die Wissenschaftler ebenso. Denn dazu hat Jesus mit seiner Auferstehung die Ewigkeit ans Licht gebracht, dass wir uns auf unsere Zeiterfahrungen nicht beschränken. Wir können unser Leben auf Ewigkeit einrichten. Jesus hat dem Tode die Macht genommen. Das eröffnet unserem Leben einen Horizont über unseren Tod hinaus.

Bei Ostern geht es also nicht um die Wiederbelebung eines Leichnams. Es geht um die Kraft der Ewigkeit inmitten unserer vergänglichen Zeit.

Seit dem Giftgasverbrechen in Syrien und der amerikanischen Drohung einer Vergeltung haben unzählig viele Menschen gebetet, dass es zu einem guten Ausgang komme. Die Kraft dieser Gebete war die Hoffnung auf Ewigkeit. Das ist immer so, ob wir es wissen oder nicht. Die Kraft unserer Gebete ist die Hoffnung auf Ewigkeit. Und so müssen wir nun aus den positiven Entwicklungen der Diplomatie weiterbeten und können auch weiterbeten und werden nicht in Depressionen oder Hassgefühle versinken, wenn wir beten. Der Blick in die Ewigkeit macht klaren Kopf für den Alltag.

Der Blick in die Ewigkeit befreit von unnützen Spekulationen. Ein in Österreich bekannter Evangelist ist vor kurzem am Dachstein mit einem Gleitschirm tödlich verunglückt. 51 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder. Gottes Wille sagen die einen. Weil er so viel für Gott getan hat, hat er ihn schon so früh zu sich heim geholt. Nein, das Werk des Teufels, sagen andere, ein Beweis seiner Existenz sogar. Der Teufel wollte dieser evangelistischen Tätigkeit endlich ein Ende bereiten. Purer Leichtsinn, sagen Dritte, verantwortungslos gegenüber der Familie. Es ist nicht unsere Aufgabe, solche Vorgänge zu deuten. Ehrfurcht ist angesagt, aber nicht Besserwisserei. Unser Unverständnis sollten wir Gott überlassen. In der Ewigkeit wird er uns ausreichend Auskunft geben. Das glaube ich fest und zwar immer, wenn ich etwas nicht verstehen kann, das da fremd auf mich zukommt.

In der Zeitung habe ich die Anzeige über den Tod einer Frau von nur 35 Jahren gelesen. Oben steht das wunderbare Psalmwort Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege (Ps. 119, 105). Und dann darunter in großer Schrift wie ein Schrei der Satz: "Es ist nicht gerecht!"  Mit Ausrufezeichen! So kann es uns im Alltag des Glaubens ergehen, das kann in der Nachfolge auf uns zukommen: Glaube und Zweifel in einem, Anfechtung und Hoffnung ineinander gemischt.

Wenn solches über mich kommt, dann brauche ich die Hoffnung aus der Osterbotschaft. Und das kommt oft genug auch über mich, so hart und schlimm aber – Gott sei Dank – nur selten. Immer brauche ich aber in Zweifel und Anfechtung die Hoffnung aus der Osterbotschaft.

Ein halbes Jahr nach Ostern, mitten im Herbst, die Hoffnung von Ostern. Auch im Herbst meines Lebens. Die Herbstnebel sollen mir den Blick nicht verstellen. Der Zweifel soll den Glauben nicht auffressen. Die Osterhoffnung bringt Licht in mein Leben, das über die Grenzen meines Lebens hinaus reicht. Die Herbstsonne verlischt Tag für Tag. Die Sonne der Hoffnung aus der Auferstehung Jesu leuchtet Tag und Nacht und erhellt meinen Weg in die Ewigkeit.
Amen.

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