Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem

Predigten

Wochenschlussandacht am 2. Februar 2008

Schwester Elisabeth Exner

Lukas 18, 31 – 43


Da waren eine Menge Leute unterwegs mit Jesus, – Richtung Jerusalem: seine Jünger und außerdem viele seiner Anhänger.
Wahrscheinlich war die Stimmung gehoben, – man ging ja zum Passah–Fest. Da kam alles zusammen aus Kirche und Staat und viel Volk.

Und dann: Jesus hatte sich immer wieder einmal als der Menschensohn bezeichnet. Und das wussten alle: damit war der Messias gemeint. Es stand etwas Gewaltiges bevor. Da wollten alle dabei sein, die ihre Hoffnung auf ihn setzten.

Da waren aber vor allem die Zwölf, die sich besonders gerufen wussten, – die alles hinter sich gelassen hatten für ein Leben in der Nachfolge.

Diese Zwölf nimmt er zu sich, wie schon so oft; er nimmt sie beiseite, heraus aus der seelischen Hochstimmung in der Masse. Seelsorgerlich müht er sich um sie.
Freilich, die seelsorgerliche Hilfe war selten so, wie sie es erwartet hatten. Auch jetzt nicht. Jesus will ihnen die Augen öffnen für das, was so schwer zu verstehen ist. „Seht“, sagt er, „wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, – aber nicht, was die Masse erwartet, nicht, was ihr euch erhofft und im Stillen wünscht, sondern was in der Schrift steht.“
Und Jesus nennt sie alle bei Namen, die Prophetien über den Menschensohn:
...überantwortet den Heiden, verspottet, misshandelt und angespien wird er. Sie werden ihn geißeln und töten... –
Und: Er wird am dritten Tag auferstehen. –

Wenn man das hört, dann klingt es ganz anders, dieses „wir gehen“.
Wir, – ihr seid dabei, ihr, die ihr euch für ein Leben mit mir entschieden habt.
Wir gehen – und es wird alles vollendet werden, was verheißen ist.
Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“

„Sehet, – wir gehen…” – Was über die Jünger dort gesagt wird, kennen wir auch: Sie verstanden rein gar nichts. Ihr Herz schrie: das kann doch nicht sein! Die Gefühle haben sich dagegen gestemmt: Warum Kreuz, Leid und Tod?! Warum?! „Wir gehen“?

Im Nachhinein konnten sie begreifen, dass der Weg nach Jerusalem durchaus so und nicht anders notwendig war. Dort aber waren sie noch innerlich blind. Sie konnten keinen Sinn darin sehen.

Vielleicht berichtet Lukas deshalb direkt im Anschluß von der Blindenheilung? Auf jeden Fall ist uns dieser Text nicht versehentlich im Zusammenhang gegeben.
Jesus nimmt auch uns zur Seite. Er mutet uns oft viel zu und lässt uns auch Zusammenhänge im Leben erkennen, – nicht so, dass wir auf alles Unbegreifliche eine Antwort haben. Aber er hilft uns zum Vertrauen. Und auch uns gilt sein „Wir gehen!“

Und unterwegs fragt Jesus vielleicht auch uns: „Was willst du, was ich dir tun soll?“ Und so unbescheiden wie jener Blinde am Straßenrand dürfen wir ihm klipp und klar die Not sagen, die wir los sein wollen. – Und dann? Hier sagt Jesus: „Sei sehend; dein Glaube hat dir geholfen.“

Der, dem damals die Augen geöffnet wurden, folgte Jesus nach und lobte Gott. – Das war „auf dem Weg hinauf nach Jerusalem“.
„Seht“, sagt Jesus, „wir gehen!“ – Gehen wir?
Amen.

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