Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem

Predigten

Wochenschlussandacht am 14. März 2009

Schwester Elisabeth Exner

Matthäus 19, 16 – 26


Wochenspruch:
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das  Reich Gottes. (Luk. 9, 62)

Wochenthema: Bereit zum Verzicht

Da liegt einem jungen Menschen so recht von Herzen daran, mit Gott im Reinen zu sein. Er hat, wie das Bild im Wochenspruch sagt, „die Hand an den Pflug gelegt“.
Er meint es ganz ernst. Er will alles recht machen, über das Mindestmaß hinaus möchte er sich für etwas einsetzen, das Sinn macht, etwas Gutes tun.
Auf der Suche nach Antwort auf diese brennende Frage findet er zu Jesus. Wie gut!
Wir werden Zeuge eines seelsorgerlichen Gesprächs und können uns da gerne mit einbeziehen lassen. Jesus beginnt bei dem, was dem Suchenden und uns bekannt ist, bei den Geboten.

Ach, der weiß ja so viel – wie wir auch.
Jener Suchende stellt Rückfragen. Das ist gut so. Das dürfen wir!
Jesus begleitet ihn und uns dabei, wenn wir die 10 Gebote vor unserem inneren Auge vorbeiziehen lassen:
nicht töten, – nicht ehebrechen, – nicht stehlen, – nicht verleumden, – und dann: Vater und Mutter ehren, – den Nächsten lieben wie dich selbst, – …
Ja, sagt der Ratsuchende – wie sicher auch wir – daran habe ich mich gehalten, von Klein an. So wurde ich erzogen. –

Jesus nimmt das jenem jungen Mann ab. Sicher hätten das auch seine Nachbarn und Verwandten bezeugen können. Ein wirklich rechtschaffener Mensch. Aber er gibt sich nicht damit zufrieden. Er empfindet das ganz richtig. Er bohrt weiter. Was fehlt mir noch? Er möchte es wissen!

Jesus führt ihn behutsam an die Stelle, die weh tut, ohne dass der Frager es vorher für möglich hielt.
Ja, du kannst etwas tun, sagt Jesus, nämlich loslassen. – Wie bitte? – Ja, Du hörst richtig! Gott will nicht etwas von dir, er will dich selbst, und zwar mit allem, was du hast und bist.
Jesus wird sehr deutlich und legt seinen Finger auf die Stelle, die der junge Mann in sein Fragen gar nicht einbezogen hatte.

Wenn wir ehrlich fragen, riskieren wir eine deutliche Antwort.
Fragen wir ruhig: was ist es, was mir so wichtig ist, dass ich es nicht loslassen kann?
An was oder an wem hänge ich?
Wie heißt der Bereich an den niemand rühren darf? Bei uns? Bei mir?
Stellen wir uns in der Stille diese Frage vor Gott und halten wir die Antwort aus!

Jener junge Mann hatte die Hand an den Pflug gelegt. Auf seine brennende Frage bekommt er Antwort – und sieht sich überfordert. Er sieht – im Bild des Wochenspruchs – zurück, – und geht traurig weg. Denn – so heißt es bei ihm – er hatte viele Güter.

Und bei uns? Was haben wir, das uns daran hindert loszulassen und uns Gott ganz zu überlassen? Wirklich ganz?
„…verkaufe alles was du hast…“ , – das müssen nicht Besitztümer und volle Konten sein. Lass los – das kann auch die eine oder andere „gute Tat“ sein, die eine oder andere unsichtbare Ehrennadel, das kann eine gewisse Überlegenheit sein über Meinungen anderer, das kann auch Groll oder Selbstmitleid oder ein Minderwertigkeitskomplex sein, einfach das, was wir mit uns schleppen – stolz oder gebeugt – das, was wir absolut nicht mit in die Ewigkeit nehmen können und brauchen.

Die Jünger erschraken maßlos über das überzeichnete Bild vom Reichen, der so schwer ins Himmelreich kommt, verglichen mit dem Kamel, das durchs Nadelöhr – durch einen schmalen Schlitz in der Mauer – schlüpft. Das geht nur, wenn es nicht beladen ist.
So ist es mit uns, wenn wir alles mit ins Himmelreich schleppen wollten. Das ist ganz und gar unmöglich! Gott aber kann möglich machen, dass wir bereit werden zum Loslassen.

Lassen wir los, schauen wir vorwärts auf Jesus und behalten „die Hand am Pflug“.
Amen.

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