Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem

Predigten

Wochenschlussandacht am 6. Februar 2010

Schwester Hildegund Fieg

Lukas 8, 4 – 8

Vom Sämann

Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!


Jesus ist unterwegs in Galliäa und verkündet seine frohe Botschaft von Gottes neuer Welt, die mit ihm schon angefangen hat. Die Menschen spüren, dass es eine ganz besondere Botschaft ist, die Jesus da verkündet, aber so richtig verstehen können sie ihn nicht. Es klingt einfach zu neu, zu unglaublich. Doch die Menschen strömen zusammen und wollen Jesus hören. Und er spricht zu ihnen in Bildern, die sie verstehen, in Gleichnissen. Er will ihr Innerstes ansprechen, ihr Herz.

Er erzählt ihnen von einem Sämann. Dieser streut Samen aus. Großzügig geht der Sämann an seine Arbeit. Er greift in seinen Säsack und wirft die Saat auf den Acker. Es ist ein Risikogeschäft. Je nachdem, wie viel auf guten Boden fällt, kann man mit einem guten Ertrag rechnen. Ob die Arbeit sich gelohnt hat, kann man erst hinterher sagen. Und dennoch: der Sämann streut großzügig, nicht ängstlich aus, und hofft, einen möglichst guten Ertrag zu bekommen.

Wie dem Sämann geht  es auch Jesus: Er streut den Samen des Wortes Gottes aus in dem Vertrauen, dass es nicht vergeblich ist und in der Hoff-nung, dass etwas dabei herauskommt. Er weiß: Gott selbst steht dafür ein. Darum gibt es keinen Grund zu verzagen angesichts so vieler Gefahren, denen die Saat ausgesetzt ist.
Das gilt für das Reich Gottes als ganzes genauso wie für jedes einzelne Menschenleben: Bei Gott ist es möglich, dass unser Leben am Ende ertragreich ist, trotz all dem, was vielleicht in uns vertrocknet, erstickt oder weg gefressen wird.

Was sind das für Gefahren, denen der Same ausgesetzt ist?
Die Antwort darauf gibt Jesus mit der Erklärung der verschiedenen Arten von Boden.
Als erstes Beispiel nennt er den Weg, auf dem der Same zertrampelt wird. Wie schnell vergessen wir das Gehörte wieder, nehmen das Wort Gottes nicht in den Alltag hinein. Es bleibt auf den Augenblick des Hörens beschränkt. Im Hintergrund, so erfahren wir, steht der Widersacher. Er legt es gezielt darauf an, dass die gute Saat bald eingeht. Es entsteht keine Beziehung zwischen dem Hörer und dem Wort. Es kommt nicht zum vertrauenden Glauben.

Anders ist es beim Fels. Da geht etwas auf. Eine gewisse Begeisterung wird spürbar, es kommt zum Glauben, neues Leben keimt auf. Aber dann – wenn es hart auf hart kommt, wenn es heiß wird, geht dieser Glaube ein. Er hält den Belastungsproben und Herausforderungen nicht stand. Das kleine Pflänzchen verkümmert, da es keine Wurzeln bilden konnte und so keine Widerstandskraft hat.

Die dritte Gefahr sind die Dornen. Hier wächst der Glaube zwar, aber es wächst auch anderes mit. Das Wort Gottes wird von Themen erstickt, die sich in den Vordergrund spielen. Probleme, Ängste oder Nöte , aber auch die Freuden, das Vergnügen, das Kleben an Geld und Besitz machen dem Wort Gottes den Raum streitig. Das Wesentliche wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt.

Die drei verschiedenen Böden zeigen, welche Schwierigkeiten das Wort Gottes hat, wenn es auf uns Menschen trifft. Es geht viel daneben. Wo das Wort Gottes verkündigt wird, sei es im Gottesdienst, beim Konfirmandenunterricht, im Religionsunterricht oder sonst wo – es ist ungewiss, ob etwas daraus wird. Gott setzt sich mit seinem Wort den Menschenherzen aus wie ein Samenkorn, das auf den Acker geworfen wird. Er lässt uns die Freiheit, es aufzunehmen oder abzulehnen. Er setzt sich der Gefahr aus, überhört, missverstanden, missachtet zu werden. Das Risiko, dass nichts daraus wird, ist groß. Aber wir sind es ihm wert.
Größer als die Hindernisse unseres Herzens sind Gottes Verheißungen. Darum sollen wir uns nicht entmutigen lassen. Es geht viel daneben, aber es geht erstaunlich viel auf. Hundertfach ist die Frucht, die auf gutes Land gefallen ist. Aus dem einen Samenkorn sind 100 Körner in einer Ähre gereift. Das ist ein überwältigender Ertrag.
So ist es, wenn Menschen durch den Samen, der ausgestreut wird, durch das Wort Gottes, das verkündigt wird, zum Glauben kommen. Es geschieht mehr, als wir erwarten und verstehen können.

Da sind z.B. Eltern, die ihr Kind taufen lassen möchten. Sie lassen sich zu einem Gesprächsabend mit anderen Taufeltern einladen, stellen Fragen, machen sich über ihren eigenen Glauben Gedanken und finden so zur Gemeinde und zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus.
Oder da ist das Kind, das eine Jungschargruppe besucht und nach jedem Treffen die biblische Geschichte, die es gehört hat, zu Hause erzählt. Und schließlich wird in den Eltern die Sehnsucht geweckt, selbst in der Bibel zu lesen und sich der Gemeinde anzuschließen.

Es geht erstaunlich viel auf. Dabei geht es nicht nur um die Zahl derer, die z.B. nach einer Bibelwoche hängen geblieben sind oder die in der Gemeinde mitarbeiten. Jeder einzelne ist ein hundertfacher Gewinn für das Reich Gottes. Das hat Jesus an anderer Stelle deutlich gemacht: Die Engel im Himmel freuen sich über einen Menschen, der ein neues Leben anfängt. Und der Hirte freut sich über das eine Schaf, das er wieder gefunden hat, auch wenn es im Verhältnis zu den 99 anderen eine geringe Zahl ist.

Denken wir nicht oft zu klein von dem, was Gott schafft? Es ist nicht auszudenken, was Gott durch einen Menschen ausrichten kann, bei dem sein Wort auf guten Boden fällt. Jesus vertraut darauf, dass Gott sich mit seinem Wort in den Menschenherzen durchsetzen wird. Und er ermutigt uns, ebenfalls darauf zu vertrauen. Denn Gott hat versprochen, dass sein Wort nicht leer zurückkommen wird. Ihm wird es gelingen, wozu er es sendet. Es geht erstaunlich viel auf.

Das Gleichnis, das Jesus den Menschen erzählt hat, endet mit dem Aufruf: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Damit ist jeder angesprochen und aufgefordert, dieses Geschehen für sich zu bedenken.
Wo gleicht mein Herz einem festgetretenen Weg? Bin ich in meinen Vorstellungen so festgefahren, dass ich nur noch höre, was ich hören will? Wo höre ich hin, wo höre ich weg? Haben mich meine Lebenserfahrungen so hart gemacht, dass ich nicht mehr mit Gottes Güte und Barmherzigkeit rechne?
Wo bin ich wie felsiger Untergrund unter der dünnen Ackerkrume? Bleibt es bei der Begeisterung des Augenblicks oder kann etwas weitergehen? Geht der Gottesdienst in den Alltag über? Darf das Wort Gottes meine Lebensgestaltung prägen?
Und schließlich: Wie viel Luft bleibt mir? Was engt mich ein wie Dornengestrüpp, was nimmt mich so in Beschlag, dass ich mir keine Zeit nehme zum Hören und Bedenken des Wortes?

Hören wir diese Fragen nicht nur als Anfragen an unser Verhalten sondern auch als Nachfragen Gottes an unserem Ergehen. Er hat Interesse an uns, wir sind ihm nicht gleichgültig. Er freut sich, wenn sein Wort bei uns aufgeht und Frucht bringt.
Amen.

Coypright Diakonissenhauses Bethlehem, Karlsruhe
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